DFB muss sich wegen illegaler Glücksspielwerbung verantworten
Posted on: 11/03/2019, 01:05h.
Last updated on: 11/03/2019, 01:05h.
Nachdem die Werbeaufsichten der L?nder vor kurzem rund 500 deutsche TV- und Radiosender wegen illegaler Glücksspielwerbung verwarnt hatten, sah sich der Deutsche Fu?ballbund am Wochenende mit ?hnlichen Vorwürfen konfrontiert.
Das Problem: Partnerschaften zwischen dem DFB und Sportwettenanbietern, die au?er geduldeten Sportwetten auch illegale Online Casinospiele anbieten.
Sportwetten ja, Online Casino nein
Die deutsche Gesetzeslage im Hinblick auf Glückspiel, Online Casinos und Sportwetten k?nnte kaum komplizierter und verworrener sein. Grunds?tzlich gilt: Sportwetten werden geduldet, Online Casinospiele werden als illegal angesehen.
Schaut man sich jedoch bei den Anbietern im Netz um, sieht man sofort, dass beide Bereiche meist Hand in Hand gehen. Wie sieht die Rechtslage aus, wenn der Name eines Anbieters für beides steht?
Der DFB befindet sich diesbezüglich aktuell in einer nahezu ausweglosen Zwickmühle. Erst im Januar verkündete der Fu?ballbund seine neue Partnerschaft mit Online Sportwettenanbieter bwin. Dessen Logo sollte daher auf Trikots, Banden, LED-Tafeln und den offiziellen Websites erscheinen.
Doch die Glücksspielaufsichten der L?nder forderten den Deutschen Fu?ballbund in einem gemeinsamen Brief nun dazu auf, die Werbung zu entfernen. bwin bietet auf seiner Website n?mlich neben Sportwetten auch Online Casinospiele an. Grundlage dafür sind Lizenzen aus Gro?britannien und Gibraltar. In Deutschland jedoch haben diese keine Gültigkeit.
Mit dem Aufdruck des Namen bwin auf Trikots und Co. betreibt der DFB also automatisch sogenannte ?Dachmarkenwerbung“. Geworben wird für den Namen als Ganzes, nicht für ein spezifisches Gesch?ftsfeld. Das hei?t in diesem Fall, dass für die illegalen Casinospiele mitgeworben wird.
Inwiefern werden Online Sportwetten ?geduldet“?
Der Grund, warum Sportwetten im Internet anders als Casinospiele heute nicht illegal, sondern in der Tat geduldet sind, liegt in einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen dem deutschen Glücksspielmonopol, internationalen Anbietern und dem Europ?ischen Gerichtshof.
Letzterer n?mlich entschied 2010, dass das deutsche Glücksspielmonopol mit dem EU-Recht nicht vereinbar sei. Daraufhin wurden gem?? dem 2011 verfassten Glücksspiel?nderungsvertrag (Glü?ndStV) probeweise 20 Lizenzen an private Sportwettenanbieter erteilt.
Einige Anbieter, die zu dem Zeitpunkt keine Lizenz erhielten, reichten jedoch Klage ein. Wieder entschied der Europ?ische Gerichtshof, dass aufgrund der Art der Lizenzvergabe noch immer ein Monopol vorliege. Seither k?nnen praktisch alle Online Buchmacher in Deutschland Sportwetten anbieten, denn diese sind weder legal noch komplett illegal.
Theoretisch k?nnte die deutsche Rechtsprechung zwar die Schlie?ung der Wettbüros und Online Plattformen fordern, in der Realit?t jedoch k?nnten die Anbieter dann wieder auf das übergeordnete EU-Recht verweisen und würden vermutlich wieder Recht bekommen. Aus diesem Grund werden Online Sportwetten heute geduldet.
Die Suche nach dem kleineren übel
Für den deutschen Profifu?ball ist dieser rechtliche Konflikt ein gro?es Problem. Fast alle Mannschaften der oberen Ligen haben laufende Sponsorenvertr?ge mit Glücksspielanbietern. Die Partnerschaft zwischen dem DFB und bwin ist daher nur eine von vielen. Der britische Buchmacher ist beispielsweise seit l?ngerem auch der Hauptsponsor für Borussia Dortmund sowie für die gesamte Dritte Liga.
Bei der DFL sowie dem FC Bayern München hingegen besteht eine Partnerschaft mit Sportwettenanbieter Tipico. Auch dieser Buchmacher bietet auf seiner Website in Deutschland illegale Casinospiele an.
Die Forderung der Glücksspielaufsichten ist klar: die Werbung muss entfernt werden. Sollte dies nicht erfolgen, k?nnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass einzelne Spiele nicht mehr übertragen werden dürfen.
Eine Sendeverbot im deutschen Profifu?ball w?re undenkbar. Doch was ist die Alternative? Sollte der DFB den Forderungen n?mlich nachgehen und s?mtliche Werbung für Sportwettenanbieter entfernen, müssten die Sponsorenvertr?ge aufgel?st werden.
Damit würden j?hrlich Millionen Sponsorengelder entfallen. Presseberichten zufolge würde dies für den FC Bayern allein einen Verlust von 50 Mio. Euro pro Jahr bedeuten.
Wie die ARD in ihrem Bericht zum Thema analysierte, l?ge die einzig m?gliche L?sung in einem Kompromiss. Man müsse in der Werbung konkretisieren, dass ausschlie?lich für den Bereich der Sportwetten geworben wird. Ob und wie sich das umsetzen lie?e, sei jedoch unklar.
Klar ist, dass sowohl die betroffenen Teams als auch der DFB selbst dringend auf die Vorwürfe und Forderungen reagieren müssen.? Angesichts des derzeitigen politischen Unmutes gegenüber dem Thema Glücksspiel k?nnten allerdings schwierige Verhandlungen bevorstehen.
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